LEPIE.DE

11. Dezember 2012

UX Design

User Experience Designer: meine Erfahrungen, die mache ich immer noch selber und lasse sie mir nicht designen, schreibt euch das hinter die Ohren

10. Dezember 2012

Anti-Vanitas

Es gibt kenntnisreiche Artikel zum Erfolg von Instagram, inbesondere der Anwendung von Retro-Effekten auf Digitalfotos. Einen weiteren Subtext, den ich in diesem Zusammenhang sehe, bildet die effektbasierte „Historisierung“ des Augenblicks.

Ein Rückgriff, den Instagram mit seiner Effektpalette vornimmt, bezieht sich auf die mangelnde Farbstabilität älterer Aufnahmeverfahren. Hier ist das imitierte Phänomen die Farbverschiebung, die den alten Abzügen über die Zeit zugestoßen ist.

Unser privater bildhistorisch geprägter Blick auf die Ära der eigenen Kindheit bzw. des jungen Erwachsenenalters der Eltern erfolgt durch genau diesen Filter: beim Blättern durch die Familienalben stoßen wir auf ausgeblichene Farben, runde Ecken, Polaroids mit Lichtabfall zu den Rändern.

Die mangelnde Fotoresistenz alter Bilder kann der Nutzer nun via App auf dem Smartphone den Bildern instantan zustoßen lassen. Das Wiederaufleben dieser Attribute der Vergänglichkeit als Effekt bildet sicherlich auch den Versuch, diese Bilder aus dem Strudel der fortwährenden, gesteigerten, permanenten Gegenwart der Fotostreams herauszulösen und ihnen einen Status der Überhöhung durch simulierte Zeiteinwirkung zu verleihen.

Der Schnappschuss will bereits jetzt und hier die Aura des Zeitdokuments; der Handyfotograf will Lichtbildner werden, das Abbild des Augenblicks geschichtlicher Moment. Aber wie so oft im Leben gilt auch hier: You can’t always get what you want.

In Kürze wird Instagram Geschichte sein.

Die zombifizierte Wiederkehr realweltlicher Wirkungen als digitaler Fake wird sich steigern in die zombifizierte Wiederkehr digitalweltlicher Simulationen digitalweltlicher Effekte. Die erhoffte Differenz der Instagrambilder wird sich gegen sich selbst wenden. Und dann, ja dann wird es womöglich Dienste geben, die die unverfälschten Aufnahmen hinter den Instagram-Bildern wieder rekonstruieren

9. Dezember 2012

Zeitgutschrift

Was mir auch hilft, weniger Zeit zu vergeuden: keine Interviews mit Schauspielern mehr lesen

9. Dezember 2012

In Order of Appearance

Voller Interesse beim KFZ-Versicherungswechsel im Antragsformular die Liste mit Berufsbezeichnung studiert und mir insgeheim gewünscht, hinter einem der folgenden Berufe den Haken setzen zu können:

– Färber
– Former
– Galvaniseur
– Kesselwärter
– Registrator
– Schleifer
– Seiler
– Vulkaniseur
– Zerspaner

8. Dezember 2012

Gyosa Schwabilonia

Schwäbische Maultaschen mit Sojasoße und geröstetem Sesam – oishii desu

6. Dezember 2012

By the Way

Kugelhaufenreaktoren wie der THTR-300 erinnern ja doch sehr an Ikeas Småland, nur in einer farblich etwas freudlosen Variante – Marketing Central, übernehmen sie

6. Dezember 2012

By the Way

Kugelhaufenreaktoren wie der THTR-300 erinnern ja doch sehr an Ikeas Småland, nur in einer farblich etwas freudlosen Variante – Marketing Central, übernehmen sie

4. Dezember 2012

Later

When the shop in shop phone is busy on busy – you gotta call again later

3. Dezember 2012

Deutungsanmaßungen

So wie Martin Parrs Titel Bored Couples natürlich eine Deutungsanmaßung wäre , wenn er ihn nicht selbst in Begleitinformationen zu seinem Fotoprojekt gleich wieder unterlaufen würde, so wird es im Fall Gustl Morrath immer wahrscheinlicher, dass durch einen offiziell bestellten Gutachter vor Gericht eine eben solche begangen wurde: eine Deutungsanmaßung im Amt – die in letzterem Fall zu jahrelangem Zwangsaufenthalt in der Psychiatrie geführt hat

3. Dezember 2012

Fatal Nerdism

„Parameter names that shadow super globals now cause a fatal error“

PHP.net

3. Dezember 2012

Unzeitgemäßes

Das Fernsehprogramm von gestern studieren

2. Dezember 2012

Krass konkret

Dass Konkrete Poesie mit all ihren satzspezifischen Ausformungen zur Zeit ihres Aufkommens auf der mechanischen Schreibmaschine „gesetzt“ wurde, ist mir jetzt erst bewusst geworden und erweitert meine Wahrnehmung auf den ja auch zwangsläufig stark grundschulmathematischen Aspekt des Zeilenlängenzählens und des Mittelwertbildens und der Subtraktion, der beim Schreiben nötig gewesen sei muss, um etwas heute so mausklicksimples wie eine Mittenzentrierung hinzubekommen

2. Dezember 2012

Anamnese: Amnesie

Ich weiß nicht, was schlimmer ist: dass die Läden, die das Leben in Mitte noch erträglich gemacht haben, einer nach dem anderen verschwinden, oder dass die sinnlos hübschen Mädchen hinter den Tresen der Bars, die dort dann eröffnen, noch nicht mal wissen, dass sie auf historischem Boden bedienen – dort wo zum Beispiel gerade noch der beste universelle Plattenladen des Stadtteils war

2. Dezember 2012

Soziale Paradoxien

Wenn es für mich von großer Bedeutung ist, Erfahrung gemeinsam mit anderen zu machen bzw. mit anderen zu teilen, um durch diesen Gleichklang im Miteinander eine Steigerung oder Vertiefung der Erfahrung zu erleben, so kann es in einer möglichen Zukunft herzzerreißend für mich sein, wenn jene Anderen in der Rückschau diese gemeinsamen oder geteilten Erfahrungen vollkommen anders erinnern als ich – und was bedeutet diese Möglichkeit zukünftig rückblickenden Missklangs für mein immer gegenwärtiges Bedürfnis nach Komplizenschaft und Zeugenschaft im Leben?

1. Dezember 2012

Transfinale Tendenzen

Software-Entwicklung ist die schrittweise Lösung einer Kaskade von Problemen, bei denen jedes folgende kleiner und weniger komplex ist als sein gerade gelöstes Vorgängerproblem. Es geht entweder gewissermaßen organisch aus diesem hervor bzw. tritt aus dessen Schatten in den Bereich des Sichtbaren. Diese kleineren und weniger komplexen Probleme neigen nun aber dazu, sich durch Zellteilung zu vermehren und sich immer weiter zu verästeln und somit der Erwartung des Entwicklers zuwiderzulaufen, linear dem Ende des Projektes entgegenzugehen. Das anfangs vor dem geistigen Auge klar konturierte Ende wird viel mehr von der Fülle der Kleinprobleme perforiert und liegt zu letzt wie ein unleserliches, von Kugeln zersiebtes Ortsschild in Montana neben der Straße im Staub und wird unerkannt passiert

1. Dezember 2012

Zwei Paar Stiefel

Das erlebende Selbst und das erinnernde Selbst: „So seltsam es auch erscheinen mag, ich bin mein erinnerndes Selbst, und das erlebende Selbst, das mein Leben lebt, ist für mich wie ein Fremder“, sagt Kahneman. Poetischer hat Bloch in seinem „Prinzip Hoffnung“ den zweiten Teil der obigen Aussage mit „das Dunkel des gelebten Augenblicks“ umschrieben

1. Dezember 2012

Ausgepreist

Ich frage mich, warum die FAZ die Kunstmarkt-Doppelseite im Feuilleton und nicht im Wirtschaftsteil platziert, wo sie doch eigentlich hingehört

30. November 2012

Tram

Mobilien einer gewissen Größe verwechselt man leicht mit Immobilien – und wundert sich, wenn sie sich dann doch bewegen

29. November 2012

Imperator

Könnte es sein, dass der Firmenname „Horten“ immer schon weniger Eigenname als vielmehr ein Imperativ gewesen ist?