LEPIE.DE

23. Oktober 2013

Kaffeefahrt ins Vaterglück

Auf der Trefferseite meiner Websuche nach der richtigen Dosierung von Filterkaffee sah ich mich mit Werbung für kostengünstige Vaterschaftstests konfrontiert. Ich sehe zwei bemerkenswerte Assoziationsketten, die der Ad-Server hier verfolgt haben könnte:

1) „Das fragende Subjekt kann keinen Kaffee kochen“ => „Es handelt sich um einen Mann“ – genauer: „Es handelt sich um einen Mann ohne Frau an seiner Seite, die ihm natürlich einen Kaffee kochen würde, wenn es sie denn gäbe“. „Ungebundene Männer, die Kaffee trinken sind, sind über 16“. „Männer über 16 sind geschlechtsreif“. „Ungebundene geschlechtsreife Männer leben promisk“. „Promiske Männer sind mit Vaterschaftsunterstellungen konfrontiert“. „Diese Männer benötigen kostengünstige Vaterschaftstests, um sich ggf. lästiger Aufforderungen zur Alimentezahlung zu entziehen“.

2) „Das fragende Subjekt kann keinen Kaffee kochen“ => „Es handelt sich um einen Mann“ – genauer: „Es handelt sich um einen Mann in einer Ehe, die erste Anzeichen von Erschöpfung zeigt. Seine Frau ist mit der zehnjährigen Tochter übers Wochenende verreist. Sie würde ihm natürlich einen Kaffee kochen, wenn sie denn da wäre“. „Der vorübergehend alleingelassene Mann wird zum Inkubator von Zweifeln an der eigenen Situation“. „Nichts weiter als der Griff zur Haarbürste der Tochter wäre nötig, um sich zumindest auf diesem Feld Klarheit zu verschaffen und sich eventuell auf elegante Art des lästig gewordenen Anhangs entledigen zu können“.

Nur eins weiß ich jetzt immer noch nicht: wieviele Löffel Kaffee kommen denn nun auf welche Menge Wasser?

22. Oktober 2013

Zeitversatz

Die Eintagsfliege
umkreist eine tausendjährige Linde.
Sommer.

6. Oktober 2013

Weltbezug & Entertainment

Mein privates Diktum: Von der Philosophie erwarte ich Unterhaltung – von der Literatur aber gültige Einblicke ins andere Leben (und mein eigenes)

4. Oktober 2013

En Passant

Gemeinsame Erinnerung = Anschlussfähigkeit durch Anspielung

4. Oktober 2013

Raster und Rhizom

Wo andere in der Lage sind, nach und nach formschöne und kohärente Theorie-Gebäude mit Aussagen über die Beschaffenheit der Welt zu errichten, beschränken sich meine Fähigkeiten darauf, dem unsteten Wachstum einer Art Theorie-Favela in meinem Kopf beizuwohnen und mich glücklich zu schätzen, wenn es mir gelingt, ab und an zumindest kleine Teile davon sozial zu befrieden

21. September 2013

The Visually Impaired

Zur Abwechslung mit dem Rücken zum Fernseher gebügelt – Audiokanal für Sehbehinderte sei Dank

5. August 2013

Technikgeschichte

Die Aufzüge im Hauptbahnhof erinnern mich an seltsame große Tiere aus dem Pleistozän, die zwar eine zeitlang sympathisch träge den Planeten bewohnten, aber dann doch relativ schnell ihren deutlich flinkeren Fressfeinden zum Opfer fielen: den Rolltreppen

1. August 2013

Umdeutung

Der Wirtschaftsteil als das bessere Feuilleton

23. Juli 2013

Squallowscope

Sie: I want your heart beat like a drum
Ich: My heart beats like drum

22. Juli 2013

Webdesign nach Waidmannsart

A. zu mir im Review-Meeting in Sachen ungelöste Frontend-Code-Probleme in mutmaßender Annäherung an die Ursache eines der Fehler: „Ich schätze, da blutet ein Link aus“. Dazu sage ich nur: Willkommen in meiner Welt!

22. Juli 2013

Begegnungsmikroskop

Mir wird immer klarer, dass im ersten Moment der ersten Begegnung mit etwas oder jemandem das Potential einer möglichen zukünftigen Beziehung im mikroskopisch Kleinen des Augenblicks wie in Bernstein eingeschlossen und bei genauerer Betrachtung bereits erkennbar ist

12. Juli 2013

Einheit von Ort und Zeit

Mich fasziniert der Begriff der „Einheit von Ort und Zeit“. Zeit, Raum und Handlung eines Dramas sollen demnach einheitlich sein. In dieser Einheit liegt nach der Poetik des Aristoteles die größte Verdichtung.

Gilt das nicht ebenso für das Leben vor und jenseits der Bühne? In Gedanken ist man leider viel zu oft nicht an dem Ort, an dem man ist, nämlich hier. Und in Gedanken ist man oft nicht in dem Moment, in dem man ist, nämlich jetzt.

12. Juli 2013

Next Level CSS

Mein aktueller Request ans W3C: Schafft ein neues Set von CSS-Deklarationen für Entwickler, deren Nerven blank liegen. „Display:block“ ließe sich nach diesem neuen Standard wie folgt steigern: „display:****ing-block“

11. Juli 2013

Zwei Seiten

Beim Durchsehen meiner kleinen und natürlich völlig unzeitgemäßen Zeitungsausschnittsammlung bemerkt, dass ich teilweise gar nicht mehr weiß, welche der beiden Seiten eines Blattes ich für die Aufhebenswerte hielt und frage mich: steht das als Symptom für ein nach und nach entgrenztes Interesse meinerseits oder einfach für Vergesslichkeit