Das Jetzt ist eine maßstabslose Größe. Einfach jetzt. Jetzt gerade. Und darin gelten – vielleicht wie beim Übergang der klassischen Physik zur Quantenmechanik – plötzlich andere Gesetze. Die Gesetze des Jetzt.
In der Reflexion unseres Lebens betrachten wir eben dieses Leben meist mit den Augen der klassischen Biografie: in großen Linien. Das Leben selbst aber wird in einer kontinuierlichen Abfolge von Augenblicken gelebt. Und in jedem einzelnen gelten die Gesetze der Quantenbiografie: die kleinen Begebenheiten, deren Summe sich zu dem addiert, was wir „unser Leben“ nennen.
In gewisser Weise sind die großen Linien Illusionen. Wir gruppieren für Wert befundene Erinnerungen und Dokumente zu vermeintlichen Kontinuitäten, die uns sinnhaft erscheinen. Und wir tun dies nicht zu letzt in der Hoffnung, dass andere unsere Einschätzung von Sinnhaftigkeit teilen.
Real aber sind nur die gelebten Augenblicke. Jeder einzelne. Jeder für sich: Die Kühle des Lakens auf der Haut im Moment des Sichzudeckens. Die Wahrnehmung des schwach sichtbaren Pulses am Hals der Frau, die einem gegenübersitzt. Das Spiel des Lichtes der Flutlichtanlage, das durch die regennasse Scheibe auf die rückwärtige Zimmerwand fällt. Das Gefühl der Schwere der eigenen Hand, die für einen Moment auf dem Oberschenkel ruht